Der gewagte Tannhäuser auf der Wartburg

Dank für Euren Applaus. Danke!
Es waren ganz besondere Tage für uns, den trotz aller Vorfreude hagelte es Schicksalsschläge am laufenden Band. Kurz vor dem Probenbeginn in Hamburg starb unser geschätzter Musikvater "Fritz Rau". Fritz, welcher sich sehr auf das Wagnis Wagner gefreut hatte, hatte jetzt also einen Platz ganz oben in der ersten Reihe. Wir müssten also nur etwas lauter sein, dann hört er uns auch 😉
Mit Wehmut denke ich auf der Wartburg an seine bestärkenden Worte, die am Vorabend des Lust-auf-Listz Konzertes via Fax in Eisenach eintrudelten. Wir vermissen ihn alle und hier ganz besonders.

Der zweite Schlag traf uns durch die kurzfristige Absage von Ben Becker. Sein Vater, Schauspieler Otto Sander war wenige Stunden zuvor, im Kreise der Familie verstorben. Was ein doppelter Schock - Legende Otto Sander tot und Ben Becker fällt aus. Wir hatten also nun ein ernstzunehmendes Problem, denn die ganze Geschichte wurde getragen von der Rolle des Sprechers. Während über uns das Damoklesschwert der Absage hing, versuchte ich irgendwie einen klaren Kopf zu bewahren und durchforstete mein Telefonbuch. Rufus kam nicht in Frage, da er momentan am Theater spielte. Und Heinz Hönig lag mit einer fiesen Grippe im Bett. Trotzdem hätte er alles stehen und liegen gelassen, Tee und Dampfbad gegen Skript getauscht, um zu kommen.

Oh,je - Freitag, der 13! Und wir hatten erst den Zwölften. Was sollte da noch kommen?

Glücklicherweise arbeitete seit kurzem, in der Firma von Daniel Eckenfelder (2. Chef der Lippmann+Rau-Stiftung), ein gewisser Michael Brieske. Michael ist ausgebildeter Opernsänger, Schauspieler, wohnt in Eisenach, ist einsatzbereit - und willig. Er war unsere Rettung - absolut! Ein absoluter Teufelsritt sich in der Kürze der Zeit das Manuskript drauf zu schaffen. Wir probten also die halbe Nacht hindurch, im Festsaal der Wartburg, bis um 03:26 Uhr endgültig das Licht ausging.

Am nächsten Tag (dem Tag der Premiere!), waren uns - jedenfalls was die Proben anging - die Hände gebunden. Den ganzen Tag über waren Führungen im Viertelstundentakt. Menschen aus aller Welt, kamen von weither um diesen Saal zu sehen. Es half alles nichts, wir mussten uns irgendwie in freundlicher Touristenkoexistenz arrangieren. Also spielten wir ab Mittag, im Wartburg Takt: 14Minuten 59 Sekunden, dann unterbrach uns die Wagnermusik vom Band und mit Ihr Menschen mit Kameras, die die regungslosen Statisten auf der Bühne bestaunten. Dieses Spiel setzte sich bis zum Einlass fort. Ich erschrak richtig, als ich nach unserem letzten Soundcheck vor die Türe ging. So viele Menschen standen dort und warteten auf den Einlass. Okay - umziehen - los geht's.

Ich glaube, ich und einige andere hier, waren noch nie so aufgeregt wie vor dieser Premiere der Rockversion des Tannhäusers. Unsere sehr komprimierte Version des Tannhäusers für "Leute mit wenig Zeit", wurde trotz aller Widrigkeiten ein voller Erfolg. Das Doppelkonzert hat uns sehr dazu ermutigt, weiter an der ausgedehnten Version der Rockoper zu arbeiten. Uns hat es mindestens genau so viel Spaß gemacht, wie Euch.